Ein Blick hinter die Kulissen von Bründl Sports
Coole Shops, tolles Equipment, hohe Menschlichkeit, hammer Landschaft - das ist BRÜNDL SPORTS. Aber Bründl lebt auch von seinen Protagonisten im Hintergrund.
»Ist da jemand? Hallo? Ha-a-a-l-l-o-o-o!« Wer das Logistikzentrum von Bründl in Kaprun mit seinen weitläufigen Regalschluchten durchmisst, fühlt sich gleich mal an einen dieser Escape Rooms erinnert. Der Mensch schrumpft vor den sich imposant auftürmenden Boxenund Palettenplätzen auf Bonsaigröße. Nicht eben von Vorteil, ist man auf der Suche nach seinen Gesprächspartnern, den Heinzelmännchen im Hintergrund. Wenn es nicht kurz vor Feierabend ist, wird hier, am Ortsausgang Richtung Kitzsteinhorn, am ganz großen Rad gedreht. Ohne den mehrere tausend Quadratmeter großen Neubau für Logistik und Warenwirtschaft würde es in den 30 Shops zwischen Schladming und Ischgl schnell aussehen wie in einem venezolanischen Supermarkt. Vor allem in der Hauptsaison von Ende August bis Weihnachten ist das Logistikcenter »Kapruns größtes Fitnessstudio«, wie Anton Riedlsperger später erzählen wird. Ein schönes Bild, das noch an Kraft gewinnt, wenn man die Zahlen von Cheflogistiker Martin Lederer vor Augen hat:
durchschnittlich 150 Paletten und 800 Kartons werden hier pro Woche gedreht, zwischen 10.000 und 25.000 Artikel warten darauf, etikettiert zu werden. Zum Zwischenlagern stehen 10.000 Boxen- und 1.200 Palettenplätze zur Verfügung. Allein an einem einzigen Tag im September kamen über 200 Paletten und fast 300 Kartons an. Am Ende dieser Septemberwoche waren über 60.000 Artikel ausgezeichnet. Vor der Halle warteten 16 Sattelschlepper und viele Paketdienste bis zu einer Stunde, um überhaupt ausladen zu können.
Drinnen schickten sich die rund zwei Dutzend Mitarbeiter an, die Ware möglichst schnell auszupacken, zu sortieren – und zu erfassen, damit sie weiter an die Shops gehen kann: per Gondel, Transportunternehmen und den Bründl eigenen Bussen. So gesehen waren die 1.400 Paar Skischuhe, die bei unserem Besuch gerade bepreist wurden, wie eine lockere Aufwärmübung für die Fitnesstrainer aus der Logistik.
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Über unsAlles paletti?
Anton Riedlsperger, Abteilungsleiter Zentrallager
Schwitzen? Was ist das? Anton Riedlsperger bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Auch nicht, wenn 300 Paletten auf einmal angeliefert werden; auch nicht die Tatsache, dass eigentlich nur für 100 Platz ist im Logistikzentrum. Dort arbeitet der Saalfeldner seit zwei Jahren als Leiter des Zentrallagers. Vorher hat er Eishockey-Zubehör verkauft. Früher oder später scheint jeder, der es sportlich mag, beim Bründl zu landen. »Ein tolles Team sind wir hier«, schwärmt Anton. Auch über den Job hinaus. Man schreibe sich auf WhatsApp und gehe zusammen zum Sport. Und die Arbeit im Lager? »Die«, sagt der 40-Jährige, »ist eine Herausforderung.« Kein Tag sei wirklich planbar, weil immer unterschiedlich viel Ware eintreffe. Das heißt dann manchmal zu zwölft bis abends Pakete und Kartons einzusortieren. Bründl ist erst wieder um ein paar Shops auf nunmehr 30 gewachsen.
Es bleibt also spannend. Und eine Herausforderung.
Und Action
Manfred Rogetzer, Shopleiter Flagshipstore, Einkäufer & Verkäufer Hartware
Manfred hier, Manfred da, Manfred der Tausendsassa. Bis mittags geht er seinem Job als Einkäufer nach, nachmittags ist er meist auf der Fläche im Flagshipstore in Kaprun anzutreffen. Weil Hartware sein Steckenpferd ist und er jede Saison um die 28.000 Paar Ski und 25.000 Paar Skischuhe für den Verkauf und den Verleih ordert, vertrauen ihm Kunden blind. Sie schätzen, wenn ihnen jemand die Qual der Wahl abnimmt. Manni, der Ermöglicher, der die Freiheit der Kunden steigert. Reicht ja, wenn sich einer den Kopf zerbricht. »Du musst dich mit jedem Shop beschäftigen«, sagt Manni, der das Feedback seiner Kollegen genauso ernst nimmt wie das der Käufer. Jetzt gibt es Geschäfte in der Stadt und auf dem Dorf, es gibt welche am Berg und natürlich den Verleih, das macht die Sache mit dem Kuratieren nicht einfacher. Die Kunst dabei ist, die richtige Ware zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Menge und zum besten Preis vorzuhalten. Und auch für einen Einkäufer gilt: Du lebst dein Leben vorwärts, aber erst in der Rückschau wird manches erklärbar, was wiederum der neuen Saison zugutekommt. Bei allen Analysen sind auch ganz altmodische Tugenden gefragt: Mut zum Beispiel, ein gutes Bauchgefühl. Und so ordert Manni, der schon 34 Jahre bei Bründl ist, auch mal einen Skischuh, der sich ganz ohne Einsatz der Hände schließen und öffnen lässt. Oder einen mit Diamanten besetzten Ski. »Wichtig ist«, sagt Manni, »dass ich mich abends ins Bett lege und ruhig schlafe.« Dabei ist Ruhe gar nicht seins. Noch immer ist der einstige Bründl Lehrbursche voll motiviert. »Ich brauche immer Action«, sagt er von sich. Vielleicht engagiert er sich deshalb nebenher noch in der hauseigenen Rennsport-Abteilung und für die Vereine. Fast selbstredend, dass er die Lehrlinge im Haupthaus unter seine Fittiche nimmt. Der Erfolg bleibt nicht aus: »Der spricht schon wie du«, hat ihm neulich jemand gesagt.
Die heimliche Millionärin
Barbara Walch, Leiterin Lohnverrechnung, Assistentin der Geschäftsleitung
Wenn Barbara nicht im Büro sitzt, sitzt sie in Schulungen. »Arbeitsrecht, Urlaubsgesetze – ständig ändert sich was«, sagt der quirlige Blondschopf. Zusammen mit ihrer Kollegin Jessica Flucher stemmt sie bei Bründl seit 22 Jahren das komplette Lohnwesen für zu Spitzenzeiten immerhin 540 Mitarbeiter. Gehälter und Überstunden auszahlen, Prämien berechnen, die Unterlagen für Behörden aufbereiten. »Ich bin die Checklisten- und Planungsfrau«, sagt Barbara über ihren Job. Obwohl jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag über ihren Schreibtisch geht, geht es längst nicht nur um nackte Zahlen. Wenn Barbara einen Mitarbeiter auf ein Förderprogramm hinweist, das dieser beanspruchen darf oder ein Kollege beim Lohnsteuerjahresausgleich mit seinem Latein am Ende ist und verzweifelt zum Hörer greift – immer spielt das Zwischenmenschliche in Barbaras Alltag hinein. In den Worten der Quereinsteigerin: »Erzähl’ mir deine Geschichte und ich sage dir, wie ich dir helfen kann.«
Danke für die Blumen!
Carina Prasil, Visual Merchandiserin
Als wir Carina an der Sinnbar im Bründl Flagshipstore in Kaprun trafen, war sie noch die Frau Gold. Dann gab es eine Zeremonie auf der Burg zu Kaprun. Jetzt steht auf ihrer Visitenkarte »Prasil«. Doch der Mädchenname ist nach wie vor Programm – zumindest, wenn man sieht, wie die Dekorateurin und Visual Merchandiserin Schaufenster und Verkaufsräume veredelt. Wer einmal Shoppen war, weiß, was für ein volatiles Geschäft die Instore-Kommunikation ist. Immer gilt es, Anreize zu schaffen, die Ware zeitgemäß zu inszenieren. Hinzu kommt eine konsumfreudige Kundschaft, die ständig die sorgsam arrangierten Bühnenbilder zerpflückt. Oder Kollegen, die die halbe Ausstellungsfläche plündern auf der Suche nach bestimmten Größen und Accessoires. So springt Carina schon mal außerplanmäßig ein, um halbentblößte Figuren wieder ins rechte Licht zu rücken. Seit Lehrlingstagen ist sie bei Bründl, seit vier Jahren die visuelle Visitenkarte des Unternehmens, stets mit am Tisch, wenn es um kreative Produktpräsentationen geht. Die entstehen mit der hauseigenen Grafik; das Material kommt auch von Trödlern und Messen wie der Ispo oder der Maison & Objet in Paris. Fürs Opening in Salzburg im rustikalen Chic mit veritabler Almhütte gab es viel Lob, auch vom Chef, der nachts noch auf die Mailbox sprach und anderntags Blumengrüße folgen ließ. Da war Carina schon wieder unterwegs, die Shops abgrasen und ihre Schäflein ins Trockene bringen.