Manuela Macedonia am Ufer des Zeller Sees beim Interview
Any form of movement keeps your brain fit and efficient.
Manuela Macedonia

Frau Macedonia, warum ist es so wichtig, dass nicht nur der Körper, sondern auch das Gehirn eine gute Figur macht?
Bewegung wirkt sich systemisch aus, indem sie eine Reihe von Prozessen anregt, die unser Gehirn fit und leistungsfähig halten; vergleichbar mit einem Auto, das regelmäßig gewartet wird.


Welche Prozesse meinen Sie?
Alle, die Bewegungen anregen. Besonders interessant ist, dass dabei der sogenannte Nervenwachstumsfaktor ausgeschüttet wird, eine Substanz, die unsere Gehirnzellen und ihre Verbindungen stärkt, eine Art Dünger. Haben wir zu wenig davon, lässt das Gedächtnis nach und wir sind anfälliger für Krankheiten wie Depressionen, Essstörungen, Alzheimer und Multiple Sklerose.


Sport ist also die beste Medizin?
Das kann Sport sein oder auch nur ein Spaziergang - Hauptsache körperliche Aktivität, um das Gehirn gesund zu halten. Jede Form von Bewegung verbessert die kognitiven Fähigkeiten, fördert das kreative Denken, beugt Demenz vor und hebt die Stimmung.

Kreatives Denken?
Bei physischer Belastung wechseln wir mental auf Anstrengungsmodus, damit alle körperlichen Ressourcen abgerufen werden können. Unbewusst wird das fokussierte Denken abgeschaltet. So kann das Gehirn weiterarbeiten und nach Lösungen für bestimmte Themen suchen, in dem es sämtliche Speicherplätze und Windungen abgrast. Um dann mit einer unerwartetetn Idee um die Ecke zu kommen.


Und wie wirkt sich Bewegung auf unser Gemüt aus?
Sie schützt unsere Psyche, weil sie wichtige Botenstoffe wie Dopamin, das Glückshormon, ausschüttet, oder Serotonin, jene Substanz, die uns ausgeglichen macht und bei Depressionen in zu geringem Ausmaß vorhanden ist.

Woher kommt es, dass Bewegung präventiv gegen Demenz wirkt?
Unser Gehirn verfügt über ein Reinigungssystem, das die Abfallprodukte seines Stoffwechsels abtransportiert. Bewegen wir uns, bleiben diese Prozesse aktiv. Somit lagern sich auf der Gehirnoberfläche keine abgestorbenen Zellen und keine Schadstoffe ab, die auf Dauer dem Gehirn schaden und Ausgangspunkt für Demenzerkrankungen sein können.


Das heißt in Zukunft so viel Sport wie möglich?
Menschen, die sich viel bewegen, haben nachweislich ein leistungsfähigeres Gehirn. Bei Extremsport wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, das dem Gehirn nicht guttut. Ideal ist also viel Bewegung ohne Druck.

Dr. Manuela Macedonia

forscht als Neurowissenschaflterin an der Universtität Linz und am Leipziger Max-Planck-Institut. Die Gedächtnisexpertin ist passionierte Wintersportlerin und läuft für ihr Leben gern. Daraus entstand Skrunning, also Skiing mit Running kombiniert; wobei sie sich nicht für ihre Figur bewege, wie sie sagt, sondern für ihr Gehirn.

Manuela Macedonia am Ufer des Zeller Sees beim Interview