Skitouren als Achtsamkeitstraining
Christoph und Maximilian Bründl auf Skitour mit dem Pinzgauer Olympiasportler Felix Gottwald
"So, jetzt atmen wir bewusst ein und bewusst aus", sagt Felix Gottwald. Der erfolgreichste Sportler der österreichischen Olympia-Geschichte steht in Skischuhen, Jacke und Handschuhen auf einer Bergkuppe unterhalb der Schwalbenwand in Zell am See mit Christoph und Sohn Max Bründl.
Zwei Stunden zuvor: Felix, Christoph und Sohn Max Bründl packen ihre Tourenausrüstung aus dem Kofferraum und ziehen sich ihre Jacken an. Heute steht eine besondere Skitour auf der Schwalbenwand an: Christoph und Max wollen von Felix Achtsamkeits-Tipps bekommen, die Kraft der Stille erleben und versuchen, sie in den Alltag zu integrieren. "Auf der Tour heute möchte ich die Affen im Kopf ausschalten und meine Aufmerksamkeit mehr auf die Atmung lenken", sagt Christoph. Max freut sich auf eine "coole Skitour" und die Natur, die ihm dabei helfen, achtsamer zu sein.
Felix, Christoph und Max legen ihre Ski in den Schnee, mit einem leisen Klicken rasten die Schuhe in die Bindungen, dann machen sich die Tourengeher auf den Weg zur inneren Ruhe. „Hier draußen herrschen Labor-Bedingungen, um Achtsamkeit zu üben“, sagt Felix und lässt seinen Blick über verschneite Fichten streifen. „Wer Skitouren geht, hat keine Hand frei, um auf dem Smartphone herum zu tippen“. Keine Technik, keine Menschenmassen, eine langsame, gleichmäßige Bewegung: Skitouren eignen sich laut Felix besonders gut, um in gutem Kontakt mit sich selbst zu sein und dem Kopf eine Auszeit zu gönnen.
Achtsamkeit im Alltag
„So wie die Natur, die im Winter innehält und Kraft sammelt, dürfen auch wir immer wieder innehalten“, erklärt Felix. In diesen Pausen sollten wir uns fragen: Wie geht es mir? Wie geht es meinem Körper? Wie geht es meinem Herzen? Und wie geht es damit meinem Verstand? Denn es gebe uns zum Glück nur als dieses zusammenhängende Gesamtkunstwerk. „Aber wie lässt sich diese Achtsamkeit in den Alltag integrieren?“, Christoph hat noch mehr Fragen an Felix. „Gehe in die Bewegung, so wie wir es beim Skitouren tun“, erklärt der Sportler und klopft Schnee von seinen Skispitzen. „Dein Körper braucht Bewegung, welche Form für dich am besten passt, das musst du selbst ausprobieren“. Die richtige Form der Bewegung helfe, achtsamer zu werden, genau wie die richtige Atmung. Innezuhalten und bewusst zu atmen, sagt Felix, sei der direkteste Weg zu mehr Achtsamkeit. „Wenn ihr wollt, können wir das gleich ausprobieren“.
Christoph und Max nicken, auf einer Anhöhe verstummt das Knirschen der Ski, die Männer atmen tief ein und aus. Nach wenigen Minuten öffnen sie ihre Augen wieder und lächeln. „Jetzt geht es mir besser“, schwärmt Christoph. Max sagt: „Achtsamkeit ist für mich das Bewusstsein, wie gut es uns eigentlich geht.“ Mehrmals täglich, rät Felix seinen Achtsamkeits-Schülern zum Abschluss, dürften wir diese Einladung an uns selbst aussprechen und uns an der Präsenz – unabhängig der äußeren Umstände – erfreuen. Die Vorteile von Achtsamkeit, so Felix, seien eine gesteigerte Stressresistenz, Wohlbefinden, gute Laune und eine bessere Entscheidungsfindung, denn: „Wenn die Affen im Kopf zur Ruhe kommen, treffen wir bessere Entscheidungen."