Stille, Sport & der Sinn im Leben
Tulku Lobsang im Gespräch mit Christoph Bründl
Tulku Lobsang, der buddhistische Meister, und Christoph Bründl verbindet seit Jahren eine tiefgründige, spirituelle Freundschaft. Bei einem Vortrag in Tirol im September 2019 trafen sie sich wieder. Wir haben einfach mal mitgeschrieben.
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Menschen im Mittelpunkt... der Start in den Tag
Jeden Morgen wachst du als neuer Mensch auf, bist wiedergeboren. Und das heißt auch: Du bekommst eine neue Chance. Daher ist es wichtig, sich zu erneuern, möglichst lange im Zustand der Stille und im Bewusstsein zu bleiben. Das Gestern ist vorbei, das Heute hat noch nicht wirklich begonnen. Du bist einfach hier im Jetzt, ohne Ablenkung. Das ist ein guter Augenblick, um nachzudenken. Ich meine nicht, Fragen zu stellen, sondern Antworten zu finden. Einfach du selbst zu sein, dankbar und glücklich. So kann der Tag kraftvoll beginnen.
... Sport
Jeden Morgen übe ich Tsa Lung, eine Praxis, die spezielle Techniken des Atemanhaltens mit körperlichen Bewegungen und Visualisierungen verbindet. Dabei bewege ich Windenergie durch meinen Körper, hin zu den tiefsten Stellen. Wenn der Wind fließt, fließt der Geist. Ich gehe und laufe. Weil es für den physischen Körper und unser geistiges Glück von größter Wichtigkeit ist. Es baut Stress ab und führt zu einem ruhigen Geist. Versuche dabei nicht zu sprechen, damit der Atem im Rhythmus bleibt. Entspanne dich und du fühlst deinen Körper. Du spürst, wie du deinen Verstand, deine Gedanken hinter dir lässt. Der Körper ist das beste Vehikel, umd ich davon zu trennen. Anfangs sind beide eine Einheit, aber nach einer Stunde, wenn der Körper am Ziel ist, hinkt der Geist noch hinterher.
... Innere Einkehr und Ausgeglichenheit
Wenn du in der Natur des Geistes bist, bist du ganz bei dir. Dann bist du im Frieden. Dein wahres Ich zu leben, heißt nicht jemand anderes sein zu wollen, nicht vor sich wegzulaufen. Deswegen suchen Menschen die Natur. Ohne Ablenkung kommen sie sich näher, fühlen sich ganz natürlich. Menschen sagen: "Ich bin so glücklich, in der Natur zu sein." Aber die Natur ist nicht da, um uns glücklich zu machen. Die Natur zeigt uns lediglich, wer wir sind. Und das macht uns glücklich. Uns zu finden. Wenn du in deiner Mitte sein willst, verliere nie das große Ganze aus den Augen. Wenn du in deiner Mitte bist, machst du alles richtig. Wenn du in der Kleinheit verharrst, verlierst du deinen Frieden. Was auch immer kommt - entspanne dich, akzeptiere was ist. Du must nicht alles kontrollieren.
... das Denken
Die eigenen Gedanken hören niemals auf, außer im Schlaf. Gedanken kommen und gehen, du kannst sie nicht einfach unterbrechen. Aber du kannst bewusst entscheiden, ob du ihnen Gehör schenkst oder nicht. Es geht nicht darum, ob man zu viel denkt, sondern ob man das richtige denkt. Es geht darum, was und wie du denkst. Um gute Gedanken zu haben, bedarf es einer entspannten Geisteshaltung. Gute Gedanken kommen nur aus einem ruhige und stillen Geist.
... Erwartungen und das Ende des Tages
Du machst es immer so gut du kannst. Erwarte nicht mehr als du geben kannst. Wenn du immer noch mehr von dir verlangst, bringt dich das um. Wir leben in keiner perfekten Welt. Eine bessere Welt ist möglich, aber es wird keine perfekte Welt sein. Wenn du nach einer perfekten Welt trachtest, bist du auf dem falschen Planeten. Deshalb entspanne dich. Du gibst einfach dein Bestes und wenn etwas falsch läuft, bleibe ruhig. Sei einfach du selbst, fürchte dich nicht vor Fehlern, so kann Gutes entstehen. Du entscheidest, wie dieser Tag endet. In welchem Zustand du sein möchtest, wenn du schläfst oder träumst. Wir nennen es den veränderlichen mentalen Faktor. Wie du dich geistig auf die Nacht einstimmst, beeinflusst deine Nachtruhe. Wenn du gute Gedanken aussendest, geht die ganze Energie der Nacht in diese Richtung. Umgekehrt gilt das natürlich auch für negative Gedanken. Mit der falschen Motivation, nimmt der Schlaf eine völlig andere Entwicklung. Daher ist es so wichtig im richtigen Bewusstsein den Tag zu beenden, in Dankbarkeit, Liebe, Mitgefühl.
... das Glücklichsein
Was wir meinen zu brauchen, ist nicht das, was uns glücklich macht. Auch wenn wir denken, dass uns materielle Dinge glücklich machen, wünschen wir uns in Wahrheit Liebe, Frieden oder Glück. Alles andere hilft nur selten. Gerade die westliche Welt hält alles im Überfluss bereit. Das mag gut sein, aber es ist eben nicht genug. So gesehen hängt wahres Glück von unserem Geisteszustand ab. Es ist nichts, was im Außen zu finden ist. Es ist keine Frage, wie viel du hast oder was du weißt. Glück ist eine bewusste Entscheidung. Wenn du dich dafür entscheidest, wirst du immer einen Weg finden, glücklich zu sein. Vielleicht braucht Glück auch keinen besonderen Grund. Du darfst dir den Anlass geben, aber warte nicht, bis du einen findest. Es gibt immer etwas, worüber du glücklich sein darfst, zum Beispiel über dein Frühstück.
... der Zweck des Lebens und Liebe
Das Leben hat keinen Zweck. Der beste Weg unglücklich zu sein, ist nach dem Zweck zu fragen. Du wirst ihn nicht finden. Weil du der Zweck des Lebens bist. Zweck meint, dass du bei dir bist oder dich zuerst entdecken darfst. Viele meinen, nach dem Zweck suchen zu müssen und entfernen sich immer weiter vom Leben. Dabei ist das Leben die Frage. Und du bist die Antwort. Du bist der Zweck des Lebens, das Leben ist nur ein Pfad. Liebe ist nicht Wissen, Liebe ist Weisheit. Wo Liebe ist, gibt es keine Probleme. Liebe ist nicht die Medizin, aber die Heilung. Ohne Liebe gibt es keine Lösung. Liebe heißt geben. Es ist kein Geben im materiellen Sinn, es ist ein geistiges Gut. Wenn du bereit bist zu geben, öffnet sich dein Herz. Du verbindest dich mit deiner wahren Natur. Und wenn du mit deinem wahren Selbst verbunden bist, bist du im Frieden, in der Glückseligkeit, in der Freude.
Tulku Lobsang Rinpoche
Tulku Lobsang Rinpoche ist ein hoher buddhistischer Meister und versteht sich als Vermittler der tibetisch-buddhistischen Kultur und ihrer Traditionen. Seit vielen Jahren bereist Tulku Lobsang die Welt, um sein Wissen in Medizin, Buddhismus und Astrologie weiterzugeben. Er ist der spirituelle Leiter von Nangten Menlang International, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Wien, der sich der Förderung tibetischer Medizin und buddhistischer Philosophie widmet.