Herr Bründl, das Krokodil in den Bergen, als das Sie sich gerne bezeichnen, hat wieder zugeschnappt. Bei den Shops wurde die 30er-Marke geknackt, 540 Mitarbeiter arbeiten in Spitzenzeiten für das Unternehmen. Ist Ihr Hunger nie gestillt?
Unser Mantra ist ganz klar: noch einfacher, noch schneller, noch exzellenter. Bezogen auf unser Geschäftsmodell heißt das: Wir wollen die Nummer eins in den Bergen sein; in der Servicequalität, in der Produkt und Beratungskompetenz, in dieser Herzlichkeit auf der Fläche. Ich sage immer: Entscheidend ist nicht die Größe, sondern die Stärke, Menschlichkeit und Innovationskraft.

Was macht Bründl so stark und innovativ?
Dass wir uns permanent hinterfragen, unser System, die Wertekultur, immer den Blickwinkel ändern, also auch fragen, wo profitieren die Kunden und natürlich unsere Mitarbeiter. Wir versuchen die Seele unseres Unternehmens noch stärker zu spüren. Ich will nicht sagen, dass wir uns in dem Prozess jetzt entstaubt haben, aber wir sind schon tief nach innen gegangen, haben geschaut, wer wir sind und wer wir nicht mehr sind. Und da können wir uns jetzt enorm in unserer Freiheit und Unabhängigkeit entfalten.

Sie spielen auf den Ausstieg aus dem Einkaufsverband Intersport an?
Wir waren fast 50 Jahre in dieser wertvollen Intersport Familie, die unser Wachstum und den Erfolg mitgeprägt hat. Das verdient größten Respekt und Wertschätzung. Doch am Ende eines längeren Entwicklungsprozesses stand die Erkenntnis: Bründl ist nicht Intersport und Intersport ist nicht Bründl. Es war an der Zeit, unsere wahre Identität zu leben und eigene Wege zu gehen – und die sind in Zukunft schon radikal anders.

Ist Bründl nicht immer schon eigene Wege gegangen?
Wir hatten gewisse Freiheiten und gleichzeitig den sanften Druck gespürt, die Erwartungshaltung. Das, was wir wollten, ließ sich schließlich in dieser Konstellation nicht umsetzen. Frei zu sein, heißt auch, loszulassen, was nicht mehr stimmig ist. Jetzt sind wir sehr agil unterwegs, haben unsere eigenen Vorstellungen, wohin wir uns entwickeln wollen. Zu unserer Identität gehört auch, dass wir wissen, was unser Brot- und Buttergeschäft ist. Von einer bürokratischen Genossenschaft hin zu einer "Start-Up" Kultur.

Dass da wäre?
Nehmen wir zum Beispiel das Verleihgeschäft, mit dem wir ein Viertel unseres Umsatzes machen. Wir haben wahnsinnig viel Geld in die Hand genommen, um eine eigene, digitale Buchungsplattform aufzusetzen. Eine, die unserem Verständnis einer exzellenten customer experience journey entspricht. Oder im Schulungsbereich: Jetzt machen wir unsere eigene Lehrlingsschule, die maßgeschneidert ist. Gerade in der Corona-Zeit haben wir unser App gesteuertes Schulungsprogramm, ein E- Learning, intensiv genutzt; neben der Bründl Akademie eines unserer besten Investments. Was unsere Lebensschule betrifft, gibt es mittlerweile fast 40 Workshops und insbesondere auch Seminare für die Persönlichkeitsentwicklung unserer Mitarbeiter, darunter Humortraining und Flirttraining ...

Flirttraining?
Ja, hochkarätiges Flirten, weil Verkaufen Flirten ist. Die Frage ist doch: Wie kann ich mit jemandem Kontakt aufbauen, ohne gleich übers Produkt zu reden; Begrüßung, Ansprache, Ausstrahlung, Deep- und nicht nur Smalltalk – solche Sachen machen uns einzigartig. Und wir arbeiten auch viel auf der mentalen und emotionalen Ebene.

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Entscheidend ist nicht die Größe, sondern die Stärke, Menschlichkeit und Innovationskraft.
Christoph Bründl

Mitarbeiter als Differenzierungsfaktor?
Der wahre Wettbewerb dreht sich immer mehr um Talente. Deshalb tun wir alles, um als attraktiver und begehrter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Arbeitsplätze heißen bei uns nicht von ungefähr Einkommens- und Entwicklungsplätze, wo Lebensqualität schon vor 18 Uhr möglich ist. Das hat natürlich auch viel mit den tollen Räumen zu tun, die wir mit unseren Architekten bauen. Selbst die Verwaltung, unser neues Service-Center, ist seit März eine richtig coole Bude mit faszinierenden Elementen.

Was tut sich auf Markenseite?
Wir führen viele Gespräche, öffnen uns für neue Formen von Partnerschaften oder partnerschaftlichen Ansätzen. Das bedeutet ebenso, dass wir uns von einigen Einstiegsmarken trennen – und uns gleichzeitig höherwertiger aufstellen. Diesen Premiummarken können wir ein ganz anderes Umfeld bieten; sei es, weil sie sich auf unseren Flächen entsprechend präsentieren können oder wir sie bei unseren Social-Media-Aktivitäten einbinden – und ihnen damit zusätzliche Verkaufsargumente liefern. Das Trading-up wird einhergehen mit einem völlig neuen Denken und Handeln, nicht nur, was die Flächenbewirtschaftung angeht, sondern auch das Warenmanagement oder die Kommunikation.

Denkt Bründl auch an neue Jagdgründe, etwa städtische Dependancen?
Wir kriegen immer wieder Angebote, darunter aus München, Wien oder Innsbruck. Aber wir bleiben in den Tälern und Bergen. Das ist unsere Stärke und darauf basiert unser Geschäftsmodell.

Wir leben und spüren jetzt unsere eigene Identität und Seele.
Christoph Bründl

Wie erklären Sie einem Fremden dieses Geschäftsmodell?
70 Prozent unserer Kunden sind Gäste. Wir sprechen also von einem Touristenmodell mit den wesentlichen Erfolgstreibern Skiverleih und Sportartikelverkauf. Entscheidend ist, dass wir überall dort sind, wo der Gast Sport ausübt. Wenn er bei uns einen Skischuh kauft, ist er ein paar Minuten später im Schnee. Und umgekehrt, wenn etwas nicht passt, ist er gleich wieder im Geschäft. Der Kunde möchte die Sachen nicht durch die Gegend schleppen, sondern ausprobieren. Hinzu kommt: Wir erreichen den Gast in einem anderen Zustand als in der Stadt. Er ist in Urlaubsstimmung, kommt rein, hat vielleicht noch Schnee am Kopf und sagt: ›Ich brauch’ jetzt dringend einen Helm oder Skiunterwäsche, mir ist zu kalt.‹ Er ist relaxt, hat Zeit, kommt häufiger. Am ersten Tag browst er durch die Ware, wie im Netz. Aber hier kommt er in einen Raum, den wir immer noch besser inszenieren. Und wo wir den Gast emotional ganz anders ansprechen können. Wo wir ihn mit kostenlosen Getränken an unserer Bar, wie Espresso, frisch gepresster Orangensaft, bis hin zu Prosecco und Bier, verführen können.

Dort, wo der Bedarf entsteht.
Ja, wir sind dort, wo der Sport unmittelbar gelebt wird.Und gerade dadurch können wir unsere Kompetenz nicht nur voll ausspielen, sondern auch ständig weiterentwickeln.

Wo Bründl drin ist, steht künftig auch Bründl drauf, Bründl Sports, um genau zu sein.
Die neue Identität fühlt sich schon geil an. Wir haben einen neuen Namen und ein neues Erscheinungsbild. Auch der Claim ›Wir bewegen Menschen‹, ob Kunde oder Mitarbeiter, ist mehr denn je unser gelebter Anspruch. Und in den neuen Kampagnen können wir gut sichtbar machen, wer wir sind und für was wir stehen. In Bewegung zu bleiben, zu wachsen, sich zu entwickeln, das ist eines der höchsten Ziele. Und hierbei ganz einfach unsere Seele spüren.

Und jetzt freuen wir uns ganz besonders auf die Eröffnung der Erweiterung unseres neuen Flagshipstores in Kaprun am 21.09.2021. Da können wir wieder unseren Mut, unsere Einzigartigkeit und Innovationskraft beweisen.

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