Freundliche Übernahme
Lehrlinge an die Macht
Was passiert, wenn man den Lehrlingen das Feld überlässt? Bründl hat es in seinem Shop auf dem Kitzsteinhorn ausprobiert. Und wurde angenehm überrascht. „Lehrlinge an die Macht“, steht im Schaufenster des Alpincenters am Kitzsteinhorn. Vor dem Eingang verkaufen zwei Mädchen Lose für den gemeinnützigen Verein „Rollende Herzen“, reichen Kaffee und Gebäck dazu. Drinnen im Shop junge Mädels und Burschen soweit das Auge reicht. Filialleiter Alex und sein Stellvertreter Manfred spielen an diesem Tag nur eine Nebenrolle. Was ist passiert? Aufstand der Youngster? Meuterei auf dem Berg? Nichts von alledem.
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Über unsDas Kitzsteinhorn in Lehrlings-Händen
„Den Jungen eine große Chance geben“, sagt Mag. Bernhard Bründl, der Lehrlingstrainer, zu dem ungewöhnlichen Projekt, das Teil eines Workshops bei Bründl Sports war. Für einen Tag durften die Lernenden aus dem ersten bis dritten Lehrjahr in die Rolle gestandener Verkaufsprofis schlüpfen, den Verleih managen und die angegliederte Werkstatt, wo das Material fachmännisch aufbereitet wird. Nina Moser, sonst im Flagshipstore Kaprun bei den Accessoires beschäftigt, mimte die Shopleiterin. Die 16-Jährige kleidete ihr Team mit braunen Baseballkappen ein und orderte einen Satz T-Shirts – ein Rehkitz als Motiv für die Mädels, die Brust der Buben ziert ein Hirschemblem. Schließlich sei man ja „außergewöhnlich anders“, zitiert Nina den Firmenslogan und lacht.
Rollentausch von A bis Z
Doch damit nicht genug: Den Zentraleinkauf Mode hielt sie an, das Arbeitsgewand zu organisieren und dem Flagship Store luchste sie Preise für die Charity-Aktion vor dem Shop ab; Trinkflaschen, Leiberl, Gutscheine fürs Skiwachsen und als Hauptpreis eine Skiausrüstung, die es leihweise für einen Tag gab. Aber auch so wichtige Fragen, wer wann in die Pause geht, hatte die attraktive „Shopleiterin“ zu beantworten. Natürlich gab es auch einen Stellvertreter, wie im richtigen Leben. Den Part übernahm Nico Petrovic, 18, Lehrling im dritten Lehrjahr und sonst im Outlet in Salzburg in Aktion. Nach einer kurzen Einführung im Verleih wurde es für Nico und seine Mitstreiter ernst. Kunden in Empfang nehmen, sie nach ihren Wünschen fragen, die wichtigsten Punkte abklopfen, um das passende Equipment herauszusuchen, alles ordnungsgemäß ins System eingeben – und dann die Hartware perfekt auf die Touristen und ihre Fahrkünste abstimmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, für Nico aber kein Grund, Nerven zu zeigen: „Man lebt sich ein“, sagt er, „schon cool.“ Gerade der direkte Draht zu den Kunden gefalle ihm.
Mario Aman, ebenfalls im dritten Lehrjahr und eigentlich im Salzburger Outlet stationiert, hantiert an einem Paar Skischuhe, die er soeben verkauft hat. Der 19-Jährige versetzt noch einige Schnallen, um den Tragekomfort zu erhöhen. Derweil lassen seine Kollegen in der Servicewerkstatt die Funken fliegen, um, unterstützt von Skirobotern, das zurückgegebene Material wieder auf Vordermann zu bringen. Ob hier oder im Verkauf, wo die aus Schladming vom Shop Planai angereiste Nathalie Binder, 18, gerade ein arabisches Paar in routiniertem Englisch berät, haben die insgesamt 13 Lehrlinge alles im Griff. Shopleiter Alex kann also ruhigen Gewissens seine Mittagspause genießen. Nur Elisabeth Rendl, die Lehrlingsbeauftragte und Mitinitiatorin des Projekts, hat jetzt ein Problem: Sie hat nun 13 Lehrlinge, die künftig im Alpincenter arbeiten wollen. Nicht nur für einen Tag.