Von Genen, Geschäften und Generationen
Ein Gespräch mit Unternehmensgründer Hans Bründl
Auf den Bauch hören und auf die Familie vertrauen – das liegt bei Bründl in den Genen. Wagnermeister und Skimacher, Weggefährte der österreichischen Skipioniere, umtriebiger Geschäftsmann und früherer Vorstand von Intersport Österreich, heute noch Gesellschafter und Seniorchef der Bründl Sports Gruppe.
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Über unsDas Leben hat es gut gemeint mit Hans Bründl. Der mittlerweile 92-Jährige bewies zeitlebens ein glückliches Händchen, wenn es um richtungsweisende Entscheidungen ging. Vor allem jene, im richtigen Moment das Ruder an die nächste Generation des Familienunternehmens zu übergeben, sollte sich als Glücksfall erweisen. Der Gründer der Unternehmensgruppe, KR Hans Bründl, erinnert sich.
Andere Zeiten, andere Währung
Schon im 19. Jahrhundert – Kaprun hatte gerade 130 Einwohner – hat mein Großvater die Sommerfrischler auf die Alm gefahren, um die Familienkasse aufzubessern. Einfallsreichtum war eigentlich in unserer Familie immer gefragt. Als ich meine Wagnerlehre gemacht habe, ging es mit den Gummirädern los und mit der Wagnerei bergab. So kam es, dass ich die ersten primitiven Skier gebaut habe. Das ging einige Jahre lang gut. Ein Paar Skier hat damals um 800 Schilling gekostet, heute etwa 57 Euro.
In den 50er-Jahren kamen dann die ersten industriell gefertigten Skier auf den Markt und wir mussten wieder umdenken. Wir haben für die Urlauber Busreisen organisiert: zum Großglockner, Königssee oder nach Salzburg. Und ich habe den Skiverleih für uns entdeckt. Zunächst drüben in Piesendorf – bis ich 1964 den kleinen Laden hier in Kaprun kaufen konnte, derselbe Standort, an dem heute unser Flagship Store steht. Zu dieser Zeit ist die Gletscherbahn bereits bis zum Gipfel gegangen. Wir waren das erste Sommerskigebiet in Österreich und so war viel los bei uns. Für meinen Kredit, der bei übersichtlichen 40.000 Schilling lag, musste ich damals übrigens vier Bürgen bringen.
Die erste Bründl Sports Filiale
1967 habe ich unser Sportgeschäft eröffnet, 1974 die erste Filiale. Im gleichen Jahr wählte mich die Einkaufsgenossenschaft Intersport zu ihrem Vorstand. Die Kooperation, in der alle Nationen Europas vertreten sind, hat mit ihrer Aktivität unser Blickfeld erweitert. Wir waren viel unterwegs und haben einiges gesehen, was wir für die Skigebiete übernehmen konnten.
Ich hatte Glück, dass meine älteste Tochter, Marianne Moreau, früh mit in das Geschäft eingestiegen ist. Sie hat mit ihrem Mann, Alois Moreau, wesentlich zum Aufbau beigetragen, bis die beiden sich in Kaprun mit einem Modegeschäft selbstständig machten.
Überhaupt haben sich alle sechs Kinder prächtig entwickelt und standen schon früh auf eigenen Beinen, obwohl wir Eltern nie viel Zeit für sie hatten. Heute hat jedes von ihnen einen erfüllenden Job, und wir stehen untereinander in engem Kontakt. Ich hatte auch nie Sorge, dass sich kein Nachfolger finden würde. Das hat sich ganz gut ergeben mit Christoph, der 1989 aus den USA zurückkam. Fünf Jahre lang haben wir die Geschäfte gemeinsam geführt. Wenn wir uns tatsächlich einmal nicht einig waren, habe ich ihm die Entscheidung überlassen. Er war schließlich die nächste Generation. Und mit Bernhard, der heute für Weiterbildung und Coaching zuständig ist, hat sich ein ideales Gespann ergeben.
Wenn man sich so gut versteht wie wir, hat ein familiengeführtes Unternehmen nur Vorteile. Wir sind eine Gesellschaft, die auf Generationen aufbaut. Und wenn ich weiter so viel Glück habe, dann haben vielleicht auch meine Enkel irgendwann die gleiche Freude am Geschäft wie Christoph, Bernhard und ich.